Als normale Tagestour sollte man die Arnspitze nicht unterschätzen. Bei Mittenwald zeigt das Wanderschild 5 Stunden an, und wenn man gemütlich geht, kommen die auch zusammen! Wir haben den Berg etwas unterschätzt und waren länger unterwegs als gedacht. Wer von der Überschreitung schon gehört hat, würde ja denken, der normal-Wanderweg hinauf sei deshalb einfach. Aber es ist dennoch eine schwere Wanderung und der Gipfelzustieg ist im unteren ersten Grad Kraxeln. Dafür ist der Gipfel wunderschön und die Aussicht einfach unglaublich!
Von Mittenwald wandern wir los, zum Eingang der Leutaschklamm. Dann folgen wir den breiten Wanderweg in den Forst, wo es langsam bergauf geht. Nach kurzer Zeit zweigt ein Wanderweg tiefer in den Wald ab: Den dürfen wir nicht verpassen! Danach geht es endlos auf dem schmalen Wanderweg in Serpentinen durch den Wald immer weiter entlang der Staatsgrenze bergauf.
Irgendwann sieht man etwas Berg vor sich und erhascht die ersten Ausblicke ins Karwendel. Hier steht nahe einer grünen Wiese eine tolle Hütte. Ich wünschte ich wüsste wer die Vermietet! Weiter geht’s im Wald bergauf (Jetzt noch 2:30h). Bald wird der Wald lichter und Latschenkiefern ersetzen die Szenerie, langsam wird’s auch felsiger und mit zunehmend Kraxeleien. Nach 3:20 erreichen wir endlich den Riedkopf Gipfel. Hier eröffnet sich jetzt eine gewaltige Aussicht auf das Wettersteingebirge, wie ich sie noch nie gesehen habe!
Einfach toll, wie sich die Kette bis zur Schneebedeckten hohen Munde zieht. Wir machen eine lange Pause und genießen das, bevor es dann weitergeht. Und es ist noch ein ganzes Stück! So langsam eröffnet sich ein immer tollerer Rundumblick: Jetzt sehen wir das ganze westliche Karwendel. Ich erkenne die Straße nach Seefeld und all die tollen Täler & Berge die sich dahinter noch verbergen. Einfach inspirierend! Über Fels und Latschenkiefern geht’s weiter und nach kurzer Zeit taucht die große Arnspitze wie eine hohe Felswand vor uns auf.
Eine der schwierigsten Stellen der Tour kommt dann an einer Querung am Fels zur Wand hin. Hier ist etwas Ruhe, Trittsicherheit und Kraxelei zu bewältigen. Anschließend ist man am Abstiegsweg und der Arnspitzhütte angelangt. Die Biwakhütte sieht toll aus und hat alles da was man braucht: Regentonnen, Holzofen, Sitzecke, Solarstrom, Feuerzeug, Decken, Geschirr etc. Also kann man nutzen!
Von der Hütte zum Gipfel sind es ca. 45 Minuten. Aber hier geht’s dann in einen Steig. Der Weg geht links um den Berg rum und dann in die Südwand. Hier geht’s in Spitzkehren uns leichter Kletterei hinauf. Macht richtig Spaß ist aber irre Steinschlaggefährdet. Nach der Kraxelei steht man auf dem Vorgipfel (der höher ist!) und überblickt die ganze Arnspitzkette bis zur Hohen Munde. Wir gucken genau hin, denn ein paar von uns haben diese sehr anspruchsvolle Überschreitung auf dem Radar. Wer zum Hauptgipfel der Arnspitze möchte muss aber jetzt etwas Hand anlegen. Über den Grashang geht es nach Norden rückwärts runter (II) und hinter einer schmalen Scharte wieder etwas rauf. Dort ist eine kleine Schlüsselstelle: Einen Felsbrocken umarmen und leicht überhängend einen Kletterzug wagen, aber geht ganz gut!
Bild1: Aufstieg Gipfel (normal) - Bild2: Abklettern II zum Gipfelkreuz
Der Abstieg vorsichtig den brösligen Steig runter zur Hütte und dann von dort der direkte Weg in Richtung Scharnitz. Schneller als der von Mittenwald aber dennoch ein sehr langer Abstiegsweg. Was man aber tun kann: Die zahlreichen Schotterfelder nutzen zum schnellen abfahren. So gelangen wir abseits des Weges in ein Kar das über Schotter immer weiter runter führt. Irgendwann wird der Fels zu grob und man muss dann müßig über das unwegsame Gelände weitergehen. Also irgendwie schneller aber auch zum Ende hin müßiger.
Hier ist NICHT zu empfehlen über den Wald den Originalwanderweg zu suchen, das artet in ewiger Sucherei im steilen Forst-Gelände aus. Zudem macht es Sinn den Radweg am Riedboden direkt zu erreichen um nicht bis Scharnitz und wieder retour wandern zu müssen. Am Riedboden angelangt gibt es einen kleinen Brunnen (Wasser war längst leer). Ab dann geht’s einfach einige KM bequem nach Mittenwald zurück. Die Wände vom Mittenwalder Höhenweg wirken unglaublich mächtig und eindrucksvoll.
Zum Schluss lohnt es sich einen Abstecher in der Mittenwald-Brauerei zu machen. Das Bier ist einfach großartig und das Essen ebenso!
Fazit
Auch der Normalweg auf die Arnspitze hat es in sich. Viel Wasser und Proviant mitnehmen. Eine schwere Wanderung die Trittsicherheit erfordert. Gleichermaßen ist die Tour vielfältig und bietet immer neue tolle Aussichten ins Wetterstein- & Karwendelgebirge. Mehr Infos: https://www.hoehenrausch.de/berge/grosse-arnspitze/
Bewertung
Landschaft:
Überwältigend!
Markierungen:
Gut
Bewirtung:
Keine
Frequentierung:
Gering
Kondition:
Sehr Hoch!
Gefahrenpotential:
Hoch
Bergsteigen vom 1.June 2020 in Mittenwald (Wetterstein Gebirge)
Große Arnspitze (2.196m)
Bergsteigen
Dekan-Karl-Platz 28, 82481 Mittenwald
Schwer
