Am Schlegeisspeichersee im Zillertal befindet man sich am Fuße des Schlegeisgletscher und wahrlich tief in den Alpen. Es gibt nur 1 Straße und sonst Meilenweit nichts als Berge. Der Speichersee wird nur gebremst durch einen gewaltigen Staudamm. Vielleicht hast du schon davon gehört? Es gibt einen Klettersteig an einem Staudamm, das ist der Schlegeis 131. In den 131 meter hohen Damm sind aufwendige Klettertritte und Drahtseil gebaut worden um einen spannenden Klettersteig zu bilden.
Als wir in der Früh aus der Dominikus Hütte marschierten, waren wir überstimmt: Wir wollten also unbedingt den Klettersteig machen! Wir nutzen die morgendliche Frische und den Schatten und sahen auch niemanden am Damm. Kaum war ich im Klettergurt, waren Olivia und Claudia schon losgestürmt. Zu Fuß gingen wir zum Damm und schauten uns die Geschichte erst mal von Oben an. Es war schon schwindelerregend, es geht halt eine Betonwand schnurstracks für 130m nach unten. Die Kletter-Route sah technisch simpel aus, nur das Ende machte mir sorgen, da man hier offenbar viel Armkraft brauchen würde. Und natürlich ist dieser Abgrund… beängstigend.
Wir liefen am Südende des Damms einen Forstweg hinunter zum Fuße der hohen Mauer. Der Ganze KS war offiziell A/B mit einer optionalen C Variante. Doch hätte ich das nicht so eingestuft, da man hier AUF JEDEN FALL ein Klettersteigset braucht! Außerdem war der Staudamm keineswegs eine senkrechte Wand. Die Mauer war gewölbt, sodass man ganz unten leichten Hang hatte und ganz oben einen deutlichen Überhang. Die einfachere Route war so ausgerichtet, dass man nie wirklich im Überhang endet (also immer etwas nach oben und dann wieder die Wand entlang).
Ich musste wirklich zögern, da das ganze echt unglaublich gewaltig und gefährlich aussah. Es gab zwar 2 Pausen-Plattformen, aber, wenn man drin ist gibt’s kein Zurück mehr. Beni ging voran und Claudia hinterher. Ich hing mich danach ins Drahtseil und war Mega Nervös, aber ich sagt mir ich würde einfach mal den ersten Aufstieg machen und dann evtl. um entscheiden. Es kostete schon etwas Kraft und ab und zu musste man mit beiden Füßen auf einen Tritt, aber im Großen und Ganzen war es recht einfach. Ich hatte ein sicheres Gefühl und kletterte daher weiter.
Oliver und Olivia waren noch am aushadern, ob sie es wohl probieren sollten. Nach dem ersten Auftakt führen die Tritte in einer Querung die Wand entlang. Das war erstmal schwierig, doch, wenn man langsam seitlich einen Tritt vor den nächsten setzt, kommt man gut voran. Auf der ersten Plattform war ich dann erstmal guter Dinge. Olivia hatte es auch probiert aber dann wegen Knieschmerzen abgebrochen. Oliver startete dafür jetzt den KS.
In der 2. Etappe ging es schon mehr zur Sache. Wieder nach oben und dann in die Querung, jedoch war die Wand jetzt absolut senkrecht und die Tritte eben nur klein. Wir waren jetzt ziemlich in der Mitte des Damms und bei der Querung drückte die Wand und dass etwas lockere Seil einen weg, was die Sache dann langsam doch schwieriger machte. Ich hatte Anfangs bisschen Angst, dass ich die Balance verlieren würde, da wir ja immer noch seitlich gingen.
Bei der 2. Plattform entschied sich Claudia die C-Variante zu machen, die einfach direkt nach oben in den Überhang führte. Oliver schien auch klar zu kommen und erreichte gerade die erste Plattform. Beni und ich machten uns auf zur letzten Etappe, und die hatte es wirklich in sich! Wir waren fast ganz oben und die Wand drückte einem im leichten Überhang von sich weg. An einer Stelle hatte ich sogar kurz Panik. Zum Glück überwindete ich mich immer schnell genug den nächsten Tritt zu wagen.
Beine und Arme schabten schon seit Anfang an am Beton entlang, mein Bein hatte schon eine winzige Schürfwunde deswegen. Ich versuchte immer einen Arm ganz weit ausgestreckt am Seil zu lassen und mich so nah wie möglich an der Wand entlang zu ziehen. Doch ging es jetzt wirklich auf Arm Kraft und wir nutzen die Pausen-Bandschlinge mehrfach um kurze Erholung zu bekommen. Ganz oben folgte dann die letzte lange Querung. Ich blickte nach unten, und Jesus… da bekommt Höhenangst eine ganz neue Bedeutung! Claudia und Olivia feuerten uns an und empfingen uns dann am Ausstieg. Geschafft!!!
Was für ne Akrobatik Nummer! Würde ich keinem Anfänger je raten, diesen KS zu machen. Oliver kam offenbar auch sehr gut zurecht und hangelte sich ebenfalls erfolgreich zum Ende durch. Die Leute oben am Damm waren sehr beeindruckt von dieser Leistung. Wir auch!
Fazit
Ein Klettersteig der besonderen Art! Und A/B fand ich schon unpassend, okay man hat ja immer einen Tritt aber dennoch: Die Schwierigkeit liegt in der Höhe und der Wand die einen immer mehr wegdrückt. Man sollte äußerst Schwindelfrei sein und keine Panik dort oben bekommen. Spektakulär ist es in jedem Fall!
Dominikus Hütte (1.805m)
Klettersteigen
A/B KSteig
1.000 +
Dominikushütte