Die Überschreitung der Benediktenwand von Lenggries aus ist einer der Klassiker in den Bayrischen Voralpen. Die Benediktenwand selbst lässt sich aber auch einfacher besteigen von Jachenau oder über die Tölzer Hütte. Die Überschreitung ist dafür etwas ehrgeiziger und wesentlich länger, da man vom Brauneck aus über alle Gipfel der kleinen Bergkette geht. Wer diese Tour macht, kann z.b. mit der ersten Seilbahn zum Brauneck hochfahren um sich 800hm & 1:30 Std. Zustieg zu sparen. Das Problem ist: Man muss die ganze Kette auch wieder zurückwandern und dann ins Tal absteigen, außer man hat am Wanderparkplatz Jachenau ein weiteres Auto.
So oder so ist es eine schwere Bergwanderung / Steig der Konditionell schon etwas fordert. Ich gehe die Tour diesmal von Lenggries aus und steige zur Jachenau ab.
Aufstieg Brauneck
Ich bemerke die Massen an PKWs die am Parkplatz Brauneck einfahren. Ein paar dieser Leute begegne ich heute den ganzen Tag. Doch fast alle gehen zur Seilbahn, ich hingegen gehe rechts an der Piste entlang am Hochseilgarten vorbei in Richtung Gipfel. Schnell wird der Wanderweg steil und schnell geht der Puls hoch. Der breite Fahrweg geht in einigen Serpentinen das Brauneck immer weiter hinauf. Irgendwann erblickt man die Gipfelstation der Brauneckbahn und lässt Lenggries hinter sich.
Hinter dem Speichersee für die Schneekanonen geht es ein letztes Mal steil die Garlandpiste hinauf und direkt auf die Station zu. Hier tummeln sich alle Bergtouristen. Es ist völlig überfüllt, logisch: Das Wetter ist auch Klasse! Hinter der Station gehe ich die Treppe hinauf an der Brauneck Hütte vorbei zum Gipfel, an dem ich nicht anhalte, sondern etwas abseits meiner Pause mache. Bis hierher waren es 800hm und 1:30h (mit Pausen). Das Panorama ist gigantisch: Die ganzen Karwendelberge bis hin zum Wettersteingebirge ist mit Neuschnee bedeckt. Hunderte Paraglider breiten sich auf Ihren Flug vor und Massen an Wanderern laufen mit Kindern umher. Der Blick nach Westen zeigt die weiteren Berge über die es jetzt geht.
Kirchstein & Latschenkopf – Weitere Option!
Auch ohne die Benewand kann man die Tour jetzt noch verlängern. Indem man einfach oben auf dem Bergrücken sich rechts hält und den weiteren Aufstieg zum Stangeneck folgt. Dieser Weg ist mittel-schwer. Hierzu kommen noch einige Höhenmeter die zunächst über einen wurzligen Weg in den Wald und anschließend auf grasigem Hügel weiter hinaufführen. Doch einsam bin ich hier nicht: So viele Wanderer habe ich glaube ich noch nie gesehen: Wie eine endlose Ameisenkette geht es weiter. Am Stangeneck, wo es nur eine kleine Sitzbank gibt, mache ich eine Pause und erhoffe mir, dass die Massen vorbeiziehen, denn keine 10 Sekunden vergehen jetzt in Ruhe. Doch merke ich, dass der Menschenzug einfach kein Ende nimmt…. Ich wandere weiter und muss mir Gepöbel von Leuten anhören denen ich „ins Bild gelaufen bin“.
Ich mag ja gern andere Leute kennenlernen, aber irgendwie gehe ich auch in die Berge um Ruhe zu finden, sonst kann ich ja auch zum Stachus gehen. Ne so wie heute macht es keinen Spaß mehr. Ich „flüchte“ weiter über den wirklich schönen, grasigen Bergrücken zum vorderen Kirchstein. Der Abstecher zum Gipfel kostet keine 10 Minuten. Hier erkennt mich jemand, wir ratschen kurz. Dann geht’s weiter ein paar letzte Höhenmeter zum Latschenkopf. Dahinter geht der matschige Weg durch die Latschenkiefern hindurch bergab. Bald kommt eine Kreuzung: Scharf nach rechts: Zurück zum Brauneck (letzte Chance!), nach links: unterhalb der Berge mit Gegenanstieg weiter oder geradeaus:
Über die Achselköpfe zur Benediktenwand
Ab jetzt wird der Weg deutlich anspruchsvoller. Gerade da es am Vortag geregnet hatte, ist der Steig sehr matischig und super rutschig. Stöcke und gute Trittsicherheit sind bei der Länge des Weges schon Voraussetzung. Der Steig folgt dem Bergrücken immer weiter durch die Latschenkiefern. Es kommen speckige Abstiege mit Drahtseilversicherungen und dann wieder steile Gegenanstiege, wo hin und wieder auch Hand angelegt werden darf.
Von einem Klettersteig kann aber nicht die Rede sein! Die rutschigen Abstiege sind trotzdem nicht ohne und fordern erhöhte Konzentration. An wenigen Stellen ist der Weg exponiert aber dann auch bestens versichert. Zum ersten Achselkopf führt eine kleine Eisenleiter und Drahtseil hinauf. Dort oben erblickt man dann eine auffällig große Wand (der hinterste Achselkopf). Hier ist so ein typischer Pausenplatz. Nach meinem Apfel geht’s wieder steil am Steig hinab und wieder hinauf zum mittleren Achselkopf. Dann wieder hinunter und auf ein Joch zu.
An dem Joch kommt der Alternativweg von Osten und der Zustieg über die Tutzinger Hütte von Westen zusammen. In dieser Ecke lässt sich auch mit etwas Glück ein Steinbock beobachten. Vom Joch aus geht ein Stahlseil nun etwas steiler hinauf. Dies kann man als A/B bewerten und ist auch nur ein kurzes Stück. Immer noch kommen so viele Leute mir entgegen und sind hinter mir, dass ich kaum Zeit finde zu filmen. Oberhalb des Steiges geht es wieder zwischen den latschen hinauf, bis man auf dem Achselkopf steht. Die Benediktenwand thront jetzt direkt vor mir.
Aber auch jetzt ist es noch ein Stück, dass schon langsam an den Kräften zehrt. Es macht hier schon einen Unterschied ob man vom Brauneck losgegangen ist oder vom Tal aus. Noch ein gutes Stück geht der Weg durch die Latschenkiefern hindurch bis man schließlich am Gipfel der Benediktenwand steht. Bis hier hin hab ich jetzt 5 Stunden gebraucht. Die große Wandergruppe von Beni treffe ich im perfekten Timing gerade von ihrem Aufstieg von der Jachenau. Gutes Timing!
Wer von hier zurück nach Lenggries will, muss am Grat wieder alles zurück bis zur Kreuzung hinter den Achselköpfen und dort dann unterhalb der Berge, den Skipisten folgend zurück zum Brauneck wandern.
Abstieg Jachenau
Wir steigen zusammen nach Süden ab. Der Steig hinunter ist sehr sehr steil, aber nicht so rutschig und speckig wie der Weg über die Achselköpfe. Nach dem steilsten Stück erreichen wir schnell die Bichler Alm, die noch bis 16 Uhr etwas Jause und Bier verkauft. Ab dann folgen wir einen breiten Forstweg, der in sanfter Neigung langsam ins Tal zurückführt. Hinter mir sehe ich nochmal die jetzt doch eindrucksvollen Wände der Achselköpfe, über die ich gekommen war. Bald geht es durch den goldenen Herbstwald immer weiter runter. Der Weg hier zieht sich auch ganz schön in die Länge, da es doch recht weit bis zur Straße ist und einige Höhenmeter abgestiegen werden müssen. Nach Gesamt 7:30h bin ich dann bei Dunkelheit am Parkplatz. Michi bringt mich jetzt zurück nach Lenggries zu meinem Auto, wo auch noch viele andere Wander-Autos auf ihrem Fahrer warten.
Fazit
Auch wenn die Berge klein sind und die Lenggrieser Voralpen nicht besonders sind, ist es eine ganz schön lange Tour! Ich bin voll auf meine Kosten gekommen. Allerdings habe ich für mich leider festgestellt, dass die Münchner Hausberge für mich keine Option mehr sind, denn so überlaufen wie heute, will ich nie wieder erleben müssen.
Bewertung
Landschaft:
Sehr Schön
Markierungen:
Sehr Gut!
Bewirtung:
Gut
Frequentierung:
Oktoberfest..
Kondition:
Hoch
Gefahrenpotential:
etwas riskant
Bergsteigen vom 25.October 2020 in Lenggries (Bay. Voralpen)
Tourenbericht von 2016 als Winterbegehung. Brauneck - Benewand - Lenggries
Die Sonne ging erst am Parkplatz der Brauneckbahn auf, so früh fuhr ich los. Dann kam Martina und wir gingen los. Mit der ersten Gondel fuhren wir aufs Brauneck und machten uns auf den Weg zur Benediktenwand. Das Wetter war absolut traumhaft, die Sonne noch leicht am Aufgehen und es lag eine Menge Neuschnee. Wahnsinn, im Vergleich zum letzten WE ist ordentlich was runter gekommen!
Doch wurden wir überrascht, da wir die Tour doch ganz schön unterschätzten. Taddu hatte recht: Es war etwas verrückt, diese Tour im Dezember zu gehen. Am Anfang verratschten wir uns und gingen ganz gemütlich. Irgendwann kam aber die Abzweigung: Über die Achselköpfe den schweren Weg oder einen leichten der durchs Tal führte.
Als wir den schweren Weg folgten, hatten wir ziemlichen Spaß, den stark verschneiten Grat zu folgen. Die Überschreitung war aber nicht ohne! Der Schnee war stellenweise sehr tief, dafür zum Glück aber, weich! Es gab immer wieder Klettersteig-Stellen die mit dem ganzen Schnee doch ziemlich intressant wurden. Die Tour zog sich immer weiter in die Länge. Als wir dann schließlich den Gipfel erreichten, war klar: wir hatten 5 Stunden gebraucht, wir mussten den selben Weg zurück, und die letzten Gondel fuhr um 16:30 Uhr!
Es war jetzt ein Rennen gegen die Zeit. Und der Weg zehrte wirklich an den Kräften. Auch wenn es Spaß machte, war es doch etwas verrückt und etwas riskant. Und der Weg ging wirklich ewig. Die Benediktenwand runter, den nächsten Berg wieder rauf, den wieder runter usw. Die Sonne war bereits am Untergehen, und sie verschwand hinter dem Wettersteingebierge, als wir gerade den Pass zum Brauneck (am Idealhang) überquerten.
Jetzt war klar, dass wir es nicht mehr schaffen würden. Wir liefen die Ski-Piste runter und erkundigten uns bei einer Alm, was wir für Möglichkeiten hätten. Die Antwort: Gar keine, den langen Umweg runter nehmen. Jetzt wurde es langsam dunkel und die Muskeln wurden Müde. Wir gingen die Berg-Straße mit Stirnlampen langsam hinab, da sie A****-glatt war. Doch dann unser Glück: Ein Auto kam!
Der Grumpy Joe in seinem Pickup war nett genug um uns mit runter zu nehmen. Yea! Aber unten mussten wir dann noch den 4 km langen Marsch zur Bergstation gehen. Martina kam nicht zu spät heim und wir konnten noch ein Bier trinken!
Also Fazit: Eine echte Mammut Tour! Sehr kräftezehrend aber auch wunderschön und richtig viel Spaß gehabt! Würde nur Leuten diese Überschreitung im Winter empfehlen, die wissen was sie tun und vor allem vieeeel Ausdauer haben! ;)