Hinten drin im Pitztal, bei Plangeross, beginnt unser abendlicher Zustieg. Es sind schon einige oben auf der auf 2.800m liegenden Hütte. Ferdl hat die Veranstaltung schon lange geplant und über 50 Gäste geladen. Eigentlich als Single Veranstaltung gedacht waren dann doch schon einige frisch verliebte Pärchen dabei. Aber zunächst sind Claudia, Aron und ich im Tal und steigen durch den Wald hinauf. Schon bald wird es dunkel und wir gehen mit Stirnlampen weiter. Die 1.100hm auf 3 Stunden ziehen sich wie kaugummi in der tiefsten Dunkelheit. Doch dann geht ein Vollmond hinter einem Berg auf, der so hell ist, dass wir ohne Lampen weiterkommen. Im Licht des Mondes schimmert dann die verschneite Wand der Waze auf.
Auf der Hütte ist schon gut was los. Beste Stimmung! Am Samstag war nun der offizielle Hüttenabschlusstag. Zum letzten Tag der Saison gab es ein Buffet und ab dann Reste-Saufen: Also alle Getränke zum Flatratepreis. Tagsüber ging eine große Gruppe zum Abstecher auf den Plangerosskopf und weiter zum Madatschjoch und manche dann noch zur Parstleswand. Viele sonnten sich in den Hängematten und Liegen und genossen einfach die Sonne, ein paar versierte Bergsteiger gingen schon vor dem Frühstück zur Waze hinauf, einem technisch äußerst anspruchsvollen Kletter-3000er, dessen verschneite Wand Abends den Schatten über die Hütte wirft.
Ich versuchte mich, zusammen mit Ralf, Katrin, Jens, Christian & Iris die Besteigung der Verpeilspitze, welche ebenso ein Kletterberg war. Nach dem Frühstück irrten alle etwas planlos auf der Terrasse umher, dann kam Katrin und steckte uns mit der Idee an. Beim Hüttenwirt bekamen wir Hüftgurt, Karabiner und ein Seil geliehen für die Tour (Alles zur Tour siehe unten). Das ganze WE war sonnig und einfach toll, es wurde viel gelacht, viel getrunken. Es haben sich wohl auch wieder Neue gefunden und Ferdl wurde zum Super-Eventmanager gekrönt ;) – Seine 10. Veranstaltung war nicht weniger als ich mir davon versprach.
Die Verpeilspitze ist kein Wanderberg und sollte nur mit etwas Klettererfahrung im alpinen Gelände gewagt werden. Gerade heute, wo noch einige Schneereste lagen, macht es Sinn die Tour vorher etwas zu durchleuchten. Es gibt mehrere Routen zum Berg, z.b. den Süd- bis Westgrat (11 Seillängen / 3+). Wir wählten den Normalweg (5 Seillängen / 2+). Von der Hütte zum Gipfel sind es dann 3 Stunden. (keine Fixseile! Dafür sind Bohrhaken mit Reepschnüren durchgängig angebracht)
Ausgerüstet mit 60m Einfachseil, HMS Karabiner & Hüftgurt sammelten wir uns auf der Terrasse. Der Christian schloss sich im aller Letzen Moment unserer Gruppe noch an. Zunächst ging es über den Wanderweg hinauf zum Plangerosskopf. Kurz davor weißt ein Wanderschild auf den Abzweig nach rechts hin. Der Berg ragt vor uns auf, schroff und unwegsam. Allerdings wirkt dessen Gipfel gar nicht so weit. Noch im Schatten des Berges erkennen wir bereits Markierungen, die den Einstieg der Normalroute zeigen. Über ein Schneefeld, dass das steile Schotterfeld bedeckt, geht es hinauf zur Wand.
Ich würde ab hier dringend einen Helm empfehlen, da hier im Stundentakt Felsstürzte passieren und extrem viel lose Steine rumliegen. Man kommt kaum zum Gipfel ohne was loszutreten. Nach etwas rutschigem Schotter und Geröll findet man eine weitere Markierung an der Rampe zum Ostgrat. Hier klettert man im I. Grat durch eine lange Scharte hindurch. Immer wieder suchen wir die Markierungen, denn auf dem weglosen Schotter-Gelände kann man sich gerne mal versteigen.
Oben angekommen stehen wir erstmal in den Schneeresten. Jetzt quert man auf der Ost-Schulter weiter zum Gipfelaufbau. Hier dürfen wir ein ganzes Stück zwischen Geröll und Schnee gehen. Oft ist der schmale Pfad nah an einer Felswand und auf rutschigem Schotter auch ausgesetzt. Also war die Devise vorsichtig durch den Schnee zu treten. Gerade im Abstieg bin ich immer da ins Rutschen geraten wo es eher nicht so gut wäre. Angekommen am Gipfelbau beginnt die nächste Kletterei gleich mit der Schlüsselstelle 2+ / 3-
Im Aufstieg haben wir das Seil fast nicht gebraucht, nur für eine von uns sicherten wir per Halbmastwurf die Schlüsselstelle hinauf. Dann geht’s durch eine kleine Scharte hindurch und dann Quert man den Berg in Richtung Westgrat. Hier gibt’s eine Stelle, wo man wenig Tritt hat und wandnah einen guten Griff suchen muss. Es gibt Markierungen, findet man diese nicht, sind Bohrhaken die Wegweiser, im schlimmsten Fall an den Steinmännchen orientieren. Zu einer blauen Markierung geht es jetzt eine Rinne hinauf (2). Danach muss man eine verschneite Querung machen, die sehr ausgesetzt ist: ein gewagter Schritt (2+). Das letzte Stück geht dann wieder ganz gut. Nur hoch zum Aufbau war es dann steil im verhärteten Schnee. Auf der Verpeilspitze bot sich uns eine gigantische Ausicht: Ortlergruppe, Weißkugel, Wildspitze, Similaun uvm. Am schönsten jedoch die gewaltige Waze gegenüber.
Im Abstieg (selbe Route) arbeiteten wir nun mit Seil. An den Schlüsselstellen sicherte Ralf & Christian am Halbmastwurf. So zog sich der Abstieg weitere 3,5 Std. in die Länge, dafür aber sicher. Eine weitere 4er Gruppe kletterte die Alternativroute hinauf und war fast am Gipfel als wir ab kletterten. Diese erreichten den Gipfel jedoch leider nicht, da wohl die letzte Querung am Grad zu heikel war – sie mussten alles wieder abklettern. Als wir wieder unten waren machten wir noch einen Abstecher zum Plangerosskopf bevor es wieder zur Hütte ging.
Fazit
Für mich eine neue Erfahrung. Mit Ralf und Jens (die mehr Erfahrung mitbrachten) fühlte ich mich super wohl. Eine einfach nur geile Bergtour, die wir ganz für uns alleine hatten. Nicht zu lang, nicht zu schwer aber trotzdem einfach nur irre! Das ganze WE mit den vielen lieben Leuten war dann die Krönung!
PS: Danke für 200 Abonnenten in Youtube! Das Video ist als Spezial-Folge zu sehen.
Verpeilspitze (3.425m)
Bergsteigen
Plangeross 97b 6481, Oesterreich
UIAA II
3.000 +
